Ich saß in einem Zug, von dem ich sicher war, dass er in die richtige Richtung fuhr. Doch plötzlich ergab mein Ziel, auf das ich über viele Jahre hingearbeitet hatte, keinen Sinn mehr. Einfach loslassen und aus dem fahrenden Zug springen, traute ich mich nicht. Ich blieb also sitzen und fuhr mit dem Zug in eine Richtung, die nicht mehr meine war.
Das Gefängnis in meinem Kopf
Mein Lebensplan war es BWL zu studieren und danach im Produkt-Marketing eines Konsumgüter-Unternehmens zu arbeiten. Ein klares Ziel zu haben, half mir mein Studium erfolgreich und zügig durchzuziehen. Doch als ich gegen Ende des Studiums ein Praktikum im Trade Marketing eines Konsumgüter-Unternehmens machte, wusste ich: Auch das ist es nicht. Es wird somit keinen Job innerhalb eines Unternehmens geben, der wirklich zu mir passt. Ich fand mich damit ab, denn andere Optionen kannte ich nicht. Ich legte mir eine Bürde auf, die zu meinem inneren Gefängnis wurde:
- Ich kann nichts anderes tun, als das, was ich studiert habe: Marketing
- Ich kann nur innerhalb eines Unternehmens arbeiten
- Ich darf nicht arbeitslos werden – unter keinen Umständen
Mit dem Rücken zur Wand
Seit Ende meines Studiums war ich somit in einer Einbahnstraße. Ich akzeptierte nur diesen einen Weg, auch wenn ich wusste, er ist nicht mehr der richtige für mich. Nach zwei Jahren wurde meine Einbahnstraße zur Sackgasse. Der Vertrag meines Trainee-Programms im Marketing einer Sektkellerei, das ich nach meinem Studium begonnen hatte, endete in drei Wochen. Arbeitslosigkeit schien unvermeidbar. Doch mein Kopf diktierte mir erbarmungslos: „Du darfst nicht arbeitslos werden! Das darf nicht sein!“ Ich stand mit dem Rücken zur Wand, ich konnte nicht mehr vor und nicht mehr zurück. Es ging nicht mehr weiter. Ich war am Ende!
Der Befreiungsschlag
In meiner Verzweiflung, in meiner Ohnmacht, tauchte plötzlich wie aus dem Nichts eine Stimme in mir auf. Sie war wütend und sagte: „Willst du jetzt bis zur Rente so weitermachen? Dich selbst fertig machen, für einen Job, den du doch eigentlich überhaupt nicht machen willst? Warum glaubst du, dass du nichts anderes tun kannst, als das, was du bisher gelernt hast? Warum glaubst du, dass du abhängig davon bist, dass andere dir einen Job geben? Du hast doch eigene Ideen! Mach dich selbstständig!
Ich war wie vor den Kopf gestoßen: WTF….ich? Selbstständig? Doch gleichzeitig erhob sich in mir ein Gefühl wie eine Flutwelle, die mich mitriss und mit Glück überspülte…und die mich von jetzt auf gleich erkennen ließ:
Denn unsere Tage gehen vorbei
-das wird sowieso passieren-
Und bis dahin sind wir frei,
und es gibt nichts zu verlieren.
Das Leben, das wir führen wollen,
wir können es selber wählen.
Also los, schreiben wir Geschichten,
die wir später gern erzählen!
(Julia Engelmann)
Das war der genialste und erhellendste Moment meines Lebens. Ich bin unendlich dankbar dafür. Zum ersten Mal in meinem Leben hatte ich einen Traum! Ich spürte zum ersten Mal in meinem Leben echte Leidenschaft und Begeisterung für ein Ziel! Doch auch wenn ich nun mein neues Ziel kannte, traute ich mich immer noch nicht von meinem Zug abzuspringen. Denn ich hatte keine Reiseroute und keinen Fahrplan, der mich zu meinem neuen Ziel führen könnte. Aber ich hatte Vertrauen, dass irgendwann der Moment kommen würde, wann ich es tun würde. Aussteigen!
Was genau mein neues Ziel war, kannst du in der Entstehungsgeschichte von beyou nachlesen: www.beyou-bewusstbewerben.de/ueber-beyou
Sich selbst in Frage stellen
Ich öffnete mich und sah den Ausweg, in dem Moment als ich meine Bürde, die ich mir selbst auferlegt hatte, ernsthaft in Frage stellte. Im Gegenzug heißt das, solange ich an meiner Bürde festhalte, bin ich blind für andere Möglichkeiten.
Jetzt bist du dran
Wie sieht es mit deinen Lebensplänen aus? Bist du noch glücklich damit? Oder hast du dir vielleicht selbst eine Pflicht auferlegt, die es dir nicht erlaubt, loszulassen und neue Wege zu gehen?