Wie wir lernen können, uns wieder mit der Natur zu verbinden – für einen nachhaltigeren Umgang mit uns selbst und der Welt

Wir tragen alle eine tiefe Sehnsucht nach Ganzheit in uns. Die Natur ist immer eine Hilfe, um uns von neuem zu verbinden und unser wahres Selbst zu erkennen. Doch wie kann ich einen für mich authentischen Zugang zu diesem „Größeren“ finden, als Mensch, der in Deutschland in einer Gesellschaft aufgewachsen ist, ohne Sinn und Verständnis für keltische oder germanische Bräuche, aber dafür mit dem Glauben an Technologien, die Wissenschaft und die Bildung?

Ein erster Schritt könnte ein Perspektivenwechsel sein, um das große Ganze wieder zu erkennen und zu spüren, dass wir nicht das Zentrum, sondern ein Teil dieser Schöpfung sind. Du findest daher vier Aussagen, die dir vielleicht ungewohnt erscheinen, da sie nicht unserem anthropozentrischen Weltbild entsprechen.

1. Der Mensch kann die Natur nicht zerstören, nur sich selbst

Wir fühlen uns schuldig und als Sünder, weil wir unseren Planeten – die Lebensgrundlage für Menschen, Tiere und Pflanzen zerstören. Diese Haltung entspringt unserem menschenzentrierten Denken und zeigt, dass wir uns isoliert vom großen Ganzen betrachten und nicht die unermessliche Intelligenz der Schöpfung begreifen. Dennoch gehört dieses Gefühl genauso wie unser Ego zu uns, es ist menschlich. Um sich jedoch nicht in dieser Schuld und Verzweiflung zu verlieren und sich davon lähmen zu lassen, finde ich es hilfreich sich klar zu machen, dass die Natur, mit der wir untrennbar verbunden sind, unfassbar starke Selbstheilungskräfte besitzt.
Das durfte ich mit eigenen Augen bei einer Wanderung in den Dolomiten erleben. Dort durchquerten wir eine Ebene hoch oben in den Bergen, die zeigte, dass sich hier einst ein Gletscher entlangzog. Der Rückzug des Gletschers ist nicht zu bedauern, es ist einfach wunderschön, die abgeschliffenen Felsen zu sehen und darauf die Flechten, die sich die Mineralien aus den Steinen holen, die dabei leicht zerbröseln und in den Spalten Platz für Moose schaffen. Dieses Spektakel lässt jeden Wanderer hautnah miterleben, wie sich die Natur selbst heilt.

2. Das Leben eines Insekts hat genauso viel Wert, wie das Leben eines Menschen und ein Insekt ist ebenso intelligent wie ein Mensch

Alles, was wir dem Planeten antun, tun wir auch uns selbst an. Denn wir sind selbst Teil der Natur. Vergiften wir also unsere Pflanzen mit Glyphosat, töten wir damit nicht nur Insekten. Doch auch wenn unser Verstand weiß, dass wir damit unsere eigene Lebensgrundlage zerstören, spüren wir diese Einheit im Alltag nicht, zumindest nicht stark genug, um auch konsequent danach zu handeln. Denn in der Form, in der wir getrennt von der Natur leben, haben wir uns auch von unserem wahren Selbst entfremdet. Der Glaube an den technischen Fortschritt und die Wissenschaft hat unser Leben allumfassend verändert: Nicht nur, dass unser Leben wesentlich komfortabler geworden ist, auch vor der Selbstoptimierung des Menschen machen wir keinen Halt. Die Folge: Das Gefühl im Alltag einfach nur zu funktionieren – wie eine Maschine. Das ungute Gefühl, das uns dabei stetig begleitet, haben wir gelernt durch diverse Formen des Konsums zu verdrängen. Dabei stehen für uns stets die menschlichen (westlichen) Bedürfnisse im Vordergrund – und leider zunehmend auch die wirtschaftlichen Interessen. Solange wir fernab von der Natur leben, isolieren wir uns also nicht nur von einer gesunden Beziehung zu uns Selbst, sondern auch von einer tieferen Beziehung zueinander und sind somit noch nicht einmal in der Lage, die eine Gattung Mensch zu akzeptieren – oder warum sonst werden zum Beispiel Elektroautos in Europa als grün angepriesen?

Müssen wir also – auch wenn es genauso wie unser Ego zweifelsfrei zum Menschsein dazugehört – nicht erst wieder lernen, unser anthropozentrisches Weltbild und unsere ethnozentrische Einstellung zu überwinden und uns eingestehen, dass den Bedürfnissen der westlichen Welt nicht mehr Wert beizumessen ist als den Bedürfnissen des globalen Südens und dass menschliche Bedürfnisse nicht mehr wert sind als die der anderen Wesen auf unserem Planeten? Sind wir nicht dann erst wieder bereit, uns wieder als untrennbare Einheit mit allen Menschen, Pflanzen und Tieren dieser Welt und dem Kosmos zu sehen und die Natur nachhaltig zu schützen?

Dafür brauchen wir erst einmal keine Technologie und auch keine Bildung, sondern schlicht Demut und Mitgefühl. Demut und Mitgefühl sind menschliche Fähigkeiten, die uns allen gegeben wurden. Es bedeutet auch zu verstehen, dass Intelligenz nicht das Privileg des Menschen ist, sondern dass es in jedem Wesen steckt – egal ob eine Pflanze, ein Stein, ein Fuchs oder in uns selbst. Von Kindern können wir das vielleicht am Besten lernen: So habe ich mich beim Schreiben zurückerinnert, als Kind eine Hummel retten zu wollen, indem ich sie in einen Blumentopfuntersetzer mit Gras bettete, an einen geschützten Ort stellte und sie streichelte – bis sie sich dann leider irgendwann trotzdem nicht mehr bewegte:-(

3. Nichts ist verloren – alles ist da, die Natur lebt in Fülle und kennt keinen Mangel

„Klimawandel: Bald gibt es kein zurück mehr“ – Der Titel eines Beitrages der ZEIT ONLINE aus dem Jahr 2018. Beobachtet man die Schnelligkeit, mit der Menschen aus Fehlern lernen, können wir uns bei diesen Prognosen sicher sein – der Untergang ist unausweichlich – alles ist verloren! Vielleicht ist der Mensch von heute aber auch nur ein Vorläufer einer neuen menschlichen Gattung, die entsteht, wenn die Menschheit aus den Ruinen der Zivilisation irgendwann von neuem hervorgeht – solange, bis wir den Gipfel unserer Weisheit erreicht haben.*² Diese Haltung macht mir mehr Hoffnung, um zu erkennen: Nichts ist verloren, alles ist da: Tiere, Wald, große alte Bäume, Felsen, Schluchten, Flüsse – wir müssen nur unsere Augen und unsere Seele dafür öffnen. Es sind vor allem die riesigen geologischen Dimensionen, die mir in den Bergen immer wieder bewusst machen: ein Menschenleben ist nur ein Wimpernschlag in der Erdgeschichte, die diese Landschaften über Milliarden von Jahren geformt hat. So winzig klein fühle ich mich und so unwichtig fühlen sich die Dinge dort an, die mich im Alltag manchmal bewegen.

Zwei Tipps von Wolf-Dieter Storl – Innehalten und genau hinschauen

1. Auge in Auge mit wilden Tieren zu sein, kann ebenfalls dabei helfen: „Man geht nicht mit einem abstrakten Alltagswissen durch die Wildnis, hier ist Präsenz gefragt.“

Diese Aussage hat mich an einen Wanderurlaub in den Rocky Mountains in Kanada erinnert. Tatsächlich wurde man dort auch im National Park Information Center dazu aufgefordert – aus Gründen der eigenen Sicherheit – mit offenen Augen und Ohren, achtsam durch das Gelände zu gehen; Auf Tierhaare sowie den Frischegrad von Exkrementen und Fußstapfen der Bären zu achten – zu schauen, ob es nur große sind oder ob sich dazwischen auch kleine tapsige Spuren befinden. All das konnten wir in den Wäldern beobachten – bei einer unserer Oneway-Touren waren wir gerade auf dem Rückweg, als viele weiße kurze Haare auf dem Weg meine Aufmerksamkeit weckten: „Jan, diese vielen Haare lagen hier aber auf dem Hinweg noch nicht!“ Als Jan vor mir um die nächste Wegbiegung lief, sagte er plötzlich, „Ach du Scheiße!“

Banff – Lake Minnewanka Trail –

Auch die Geräusche faszinieren mich in der Wildnis: Eines Nachts wachte ich durch das Heulen der Wölfe auf und auf einer der Wandertouren hörte ich das Abgehen einer Lawine – es fühlte sich magisch und einfach wunderschön an und ich spürte die Urkraft, die sich in allem verbirgt – aber auch die eigene Verletzlichkeit.

Wir leben in einer magischen Welt und wir können den Zugang wieder finden – auch bei uns in Deutschland. Das erste Mal hatte ich im Harz das Gefühl an einem magischen, wenn nicht sogar mystischen Ort zu sein. Es war im November 2003 – Im Wald wanden sich die Nebelbänder um die Baumstämme und aus den Tälern stiegen Nebelsäulen wie aus einem Hexenkessel auf, was mir in diesem Moment das Gefühl gab, im Märchen bei Hänsel und Gretel zu sein. Oft gehe ich auch im Alltag spazieren. Aber vor der eigenen Haustüre gehe ich häufiger entlang des Weges – versunken in Gedanken – weil ich meine schon alles zu kennen. Aber das ist eine Illusion.

2. Es kann ein Wassertropfen sein, der unsere Aufmerksamkeit erregt oder eine Blüte. Alles, was wir sehen, ist einmalig. Wenn wir durch die Welt gehen und meinen, wir wissen schon alles, verhungert die Seele. Schauen wir jedoch richtig hin und sind aufnahmebereit, erkennen wir die Natur und unsere eigene Göttlichkeit. Wichtig ist eine empfängliche Haltung statt angelesenem Wissen. Wir müssen uns Zeit nehmen. Meistens sind wir zu beschäftigt und nicht bereit, alles beiseite zu legen und unsere Seele tief zu öffnen. Wenn uns das jedoch gelingt, dann erscheint die Pflanze als etwas Wunderbares. Wenn wir uns dann noch ein bisschen mehr Zeit nehmen, führt sie uns, rein durch die Sinne, in eine Art Zauberwelt.

Darin übe ich mich gerade. Ich laufe täglich die gleiche Strecke – an einem Tag ist es die brillante Farbe einer Distelblüte, die mich stehenbleiben lässt, an einem anderen Tag eine Hummel, die dieses Jahr sogar noch im November auf der Suche nach Nektar sind – und letzte Woche war es ein Eichhörnchen. Und auch beim Fallobst sammeln auf einer Streuobstwiese hatte ich dieses Jahr einen magischen Moment – ein Hirsch kreuzte unseren Weg – das zweite Mal in meinem Leben, dass ich einen Hirsch in Deutschland in freier Wildbahn gesehen habe und das erste Mal ohne Barriere. Ein Erlebnis, das wirklich die Seele nährt!!!

Ich glaube daher fest daran: Das Göttliche ist überall. Und statt mir abstrakte Gedanken darüber zu machen, kann ich es am Besten erfassen, indem ich raus gehe und es direkt und unmittelbar in der Natur erfahre.

4. Die Wirklichkeit ist verrückter als wir glauben

Als Reclinervellus nielseni, die Schlupfwespenfau, ihre Niederkunft nahen spürte, schwirrte sie davon, um die Spinnenfrau Cyclosa conica zu finden. Das war nicht leicht, denn die kleine Cyclosa konnte so fein spinnen, dass ihr Netz fast unsichbar zwischen den dürren Zweigen über dem Boden im dunklen Tann hing. Ehe sie sich´s versah, hatte die Schlupfwespenfrau ihr Ei der Spinnenfrau in den Leib gebohrt. „Heda, was soll das?“, rief die Spinnenfrau. „Wirst schon sehen, hehe!“, näselte die Schlupfwespenfrau. Und wirklich – bald war im Leib Cyclosas eine winzige Larve aus dem Schlupfwespen-Ei geschlüpft. Gierig schlürfe sie von den Körpersäften der Spinnenfrau, wuchs heran, und als die Zeit ihrer Verpuppung nahte, rief sie: „He, Spinnenfrau, mach mir einen Kokon!“ Als wäre sie nicht sie selbst, holte Cyclosa die fast unsichtbaren, klebrigen Spiralfäden ihres Netzes, mit denen sie immer ihre Beute gefangen hatte, ein und warf sie auf den Boden. Das Netz hatte jetzt große Löcher. „Mach es fest!“, rief die Larve. Als wäre sie nicht sie selbst, lief Cyclosa auf den Speichenfäden hin und her  und spann und spann, bis die Fäden vierzigmal so stark waren wie zuvor. „Mach es sichtbar!, rief die Larve. Als wäre sie nicht sie selbst, umspann Cyclosa die starken Taue mit hauchzarten Fäden, die im ultravioletten Licht aufleuchteten. Nun konnten die Hummeln, die Schmetterlinge und die Vögelchen das vorher fast unsichtbare Netz sehen und um die Wiege des Schlupfwespenkinds herumfliegen. „Geh in die Mitte!“, befahl die Larve. Mit letzter Kraft kletterte Cyclosa in die Mitte ihres leuchtenden Netzes und spann sich ein. Als sie das letzte Stück Faden um sich gewickelt hatte, hauchte sie ihr Leben aus. Nach zehn Tagen aber schlüpfte aus ihrem Toten Körper eine neue Schlupfwespe und schwirrte davon.

Das ist nicht erfunden, sondern das schier unglaubliche Beispiel eines ausgeklügelten Hackings – der Fremdsteuerung eines Wirtsorganismus durch einen Parasiten. Man könnte glauben, hinter der Evolution des Lebens stecken irre Komiker wie Monty Python. Die Wirklichkeit ist erstaunlich und verrückt – schließlich ist auch die Fähigkeit, Fantasie zu entwickeln, Teil von ihr.

Quelle: Oya-Ausgabe 46, S. 31

5. Tiere und Pflanzen als Lehrer und Heiler – Sie haben uns zu dem gemacht, was wir heute sind

Die Pflanzen sind noch komplett mit der Ganzheit verbunden. Sie wachsen im Gleichschritt mit dem Gang der Sonne, sie wurzeln tief in der Erde und empfangen gleichzeitig mit ihren Blättern die Kraft des Lichtes, um sie zur Nahrung und zur Luft zu verwandeln, die wir atmen. Pflanzen zeigen zudem, was ist: Sie spiegeln den Sonnenlauf oder die Geologie – denn auf Kalk wachsen andere Pflanzen wie zum Beispiel in einem Hochmoor. Pflanzen sind die Nahrungsgrundlage für alle höheren Lebewesen.
Menschen sind im Vergleich zu den Pflanzen relativ abgekapselt. Und so erleben wir uns als abgesonderte Individuen.
Tiere stehen dazwischen. Wenn Tiere krank sind, gehen sie gezielt zu gewissen Pflanzen. Sie wissen instinktiv, was sie brauchen. Auf diese Weise haben die Menschen auch die Heilpflanzen kennengelernt.*³

Nicht nur von Storl sondern auch von Harari wurde der Gedanke geäußert, dass die Menschen durch die Pflanzen, insbesondere den Weizen, domestiziert wurden und nicht umgekehrt. Sie haben uns sesshaft gemacht. Wir halten Fressfeinde wie Käfer, äsende Rehe von ihnen fern, wir bewässern und düngen sie. Das ist Arbeit. Diese Pflanzen haben für uns auch Arbeit erfunden. Und indem der Überschuss gehortet und verteilt wurde, konnten die Bevölkerungszahlen steigen und der Weg Richtung Zivilisation beginnen. In dem Sinn sind die Pflanzen und die Tiere, die geschichtlich viel älter als der Mensch sind, auch wie Mütter und Väter, die ihren Kindern Opfer bringen, damit sie leben können. Sie ermöglichen, dass es ihnen gut geht.*³

Das Essen so zu sich zu nehmen, dass es einer heiligen Kommunion gleichkommt.

Auch darin übe ich mich seit geraumer Zeit und der eigene Anbau von Obst und Gemüse hilft enorm, für jede Ernte und für die Kraft, die uns damit geschenkt wird, dankbar zu sein und sich tatsächlich bei allen daran beteiligten Akteuren zu bedanken.

6. Wir leben nicht „auf“ sondern „in der Erde“

„Unserer Atmung schenken wir in der Regel keine Aufmerksamkeit. Die uns umgebende Luft ist für unsere Augen unsichtbar – daran liegt es , dass wir uns normalerweise so verhalten und so über sie sprechen, als würde sie gar nicht existieren. Dennoch hat Luft eine Dichte. Wir haben es also mit einem dichten, fühlbaren Nichts zu tun. In dessen Tiefe sind wir eingetaucht wie die Fische ins Wasser des Ozeans. Die Luft ist unser Medium. Ohne ihre nährende Gegenwart, ohne ihre lebenswichtige Teilhabe an allem, was wir unternehmen, könnten wir nicht existieren. Im Verein mit den anderen Tieren, den Pflanzen und den Mikroben sind wir ein aktiver Teil der Atmosphäre der Erde, lassen beständig den Atem des Planeten durch unsere Körper und Gehirne zirkulieren, tauschen für andere lebenswichtige Gase aus. Die Methanproduktion der Mikroorganismen in unseren Verdauungsorganen, das Gas, das wir in unserem Darm herstellen – ist ein essenzieller Beitrag zur dynamischen Stabilität der Atmosphäre (sicherlich weniger wichtig als derjenige der Wiederkäuer, aber dennoch wesentlich). Es ist kein Wunder, dass wir, die wir uns als Teil einer gebildeten Kultur begreifen, die Luft – ihre allgegenwärtige Präsenz – immer wieder vergessen, setzen wir für uns doch eine weitaus edlere Lebensaufgabe voraus, als zu ihrem Fortbestand beizutragen.

Nur wenn wir uns der Luft innewerden, haben wir eine Chance, unseren Heimatort in der wirklichen, von uns bewohnten Welt wiederzufinden. Denn die Luft, die so wenig verstandene unsichtbare Präsenz, verbindet uns physisch mit dem Innenleben von allem, was wir sehen, wenn wir vor unsere Türe treten – mit den Habichten und den Bäumen, mit dem Boden, dem Meer und den Wolken. Ich bin vollständig von ihr umfangen, bin ein Teil, der sie ausmacht. Die Atmosphäre als komplexes, alle Lebens­prozesse integrierendes Phänomen, ist vielleicht das umfassendste Phänomen der Erde. Wenn mir mehr und mehr bewusst wird, dass der Organismus, der ich bin, nicht nur Dinge durch die Atmosphäre hindurch, sondern auch die Atmosphäre selbst wahrnimmt – dass ich sie immerzu rieche, schmecke und berühre, ebenso wie ich sie in den Blättern rascheln höre und in den sich türmenden Wolken sehe – dann wird mir das Ausmaß bewusst, in dem mich meine Sinne in intimem, unmittelbarem Kontakt mit dem Leben der Biosphäre als Ganzes halten.“*¹

Wenn wir uns wieder als Teil von etwas Größerem begreifen, erkennen wir uns selbst

Die Natur ist heil, sie ist perfekt in sich – deswegen kann ein hineingehen in die Natur eine wirklich heilende, sättigende Wirkung auf uns haben. Sie lässt uns teilhaben am Ganzen. Ganz in der Natur sind wir näher bei uns selbst. Wir erkennen mehr, wer wir sind und was mit uns gemeint ist – das gibt uns Klarheit und Sicherheit im Leben.
In alten Kulturen wurden die Menschen durch die Rituale, die Jahreszeitenfeste, den Rhythmus des Lebens getragen und waren dabei in der Gemeinschaft und in der Kultur eingebunden. Heute ist das nicht mehr so, und es fordert daher immer wieder ganz bewusste Entscheidungen, das zu suchen, was uns gut tut.*³

Oder kann Technologie und Wissenschaft uns dabei helfen, uns wieder mit der Natur zu verbinden? So ist schon wissenschaftlich bestätigt, dass Bäume eine positive Wirkung auf unsere Gesundheit haben und auch Harari beschreibt in einem seiner Bücher, wie man durch das Anschließen von Elektroden an das menschliche Gehirn, Ängste ausschalten kann. Ist es damit vielleicht auch irgendwann möglich, einen anderen Bewusstseinszustand zu erreichen?

Ich glaube, dass es niemals inneres Erkennen ersetzen kann. Eine innere Wahrheit, die man spürt, die frei und unabhängig von Technologie oder einer Ideologie entstanden ist, ist nicht zerstörbar oder manipulierbar – sie ist für immer. Für mich die einzige nachhaltige Form des Lernens. Wir sollten daher besser selbst daran arbeiten, diese Fähigkeiten weiter zu entwickeln, um den Weg in unserem Herzen zu erkennen und zu gehen. Ich weiß, ich bin dabei nicht allein, sondern mit allem Lebendigen bewusst vereint. Das gibt mir unendliche Kraft!

Und jetzt gehe ich raus, spazieren. Wie siehts mit dir aus – kommst du mit?

 

 


Eine erste Inspiration waren Michael Roads und Wolf-Dieter Storl für mich. Sie haben mir dabei geholfen, mich bewusst an meine eigenen Naturerlebnisse zurückzuerinnern und sie in einem anderen Licht zu sehen:

*¹ Oya-Ausgabe 49 https://oya-online.de/article/read/3004-in_der_erde_atmen.html (Auszug aus dem Buch „Im Bann der sinnlichen Natur“ von David Abram)
*² Michael Roads, Mit der Natur reden
*³ Wolf-Dieter Storl, Erkenne dich selbst in der Natur

 

3 thoughts on “Wie wir lernen können, uns wieder mit der Natur zu verbinden – für einen nachhaltigeren Umgang mit uns selbst und der Welt

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