Vielleicht bist du gerade arbeitslos oder wirst es bald sein? Es fühlt sich nicht schön an, aber es kann eine geniale Zeit in deinem Leben werden, die dich deinem Ziel ein großes Stück näher bringt: Ein Leben im Einklang mit deinen Bedürfnissen zu führen! Hiermit möchte ich meine wertvollsten und lehrreichsten Erkenntnisse aus meiner arbeitslosen Zeit mit dir teilen, damit sie vielleicht auch DEIN Bewusstsein und damit DEIN Leben nachhaltig verändern können.
Oktober 2012: Viele Jahre hat mir die Vorstellung arbeitslos zu sein, große Angst gemacht. Doch jetzt gibt es kein Zurück mehr. Die Kündigung ist unterschrieben und der letzte Arbeitstag rückt immer näher. 18. Januar 2013, 6.30 Uhr: Der Wecker klingelt, wie jeden Morgen. Doch dieser Tag ist anders, es ist mein erster Tag als „Arbeitslose“. Ich stehe auf, frühstücke und schaue aus dem Fenster: Ich sehe, wie all die Menschen in ihre Autos steigen und zur Arbeit fahren. Für alle um mich herum geht das Leben ganz normal weiter – doch meine Welt steht still.
Meine 12 Erkenntnisse zum Thema Arbeitslosigkeit
1. Ich lebe nicht für einen schönen Lebenslauf!!!
Das war das erste Mal in meinem Leben, dass ich kein vorgegebenes Ziel hatte. Als ich mein Abitur hatte, wusste ich, ich werde eine Ausbildung machen, als ich meine Ausbildung beendet hatte, wusste ich, ich werde studieren gehen, als ich mein Studium beendet hatte, wusste ich, ich werde arbeiten gehen, und nun hatte ich freiwillig meinen Job gekündigt und wusste NICHTS – außer, dass ich zukünftig frei arbeiten und Menschen dabei helfen möchte, ihre Potenziale zu entfalten. Ich fürchtete die Begegnung mit Freunden, Verwandten und Bekannten und die Fragen „Was machst du jetzt? Bist du jetzt arbeitslos?“ Dennoch war ich fasziniert von dieser Situation: Zum ersten Mal in meinem Leben hatte ich das Gefühl, mein Leben gehört mir und ich kann tun und lassen, was ich will!
2. Wir können nicht arbeitslos werden oder sein – außer wir fühlen uns so
Ich war bei der Bundesagentur für Arbeit als „arbeitslos“ registriert. Ich selbst fühlte mich jedoch überhaupt nicht so, denn es gab genug zu tun für mich. Was ist jetzt also real? Für mich ist das real, was ich fühle – damit verstand ich, dass Arbeitslosigkeit eigentlich überhaupt nicht existiert, wir können nicht arbeitslos werden oder sein, außer wir fühlen uns so.
3. Durch freie Zeit im Kalender entsteht auch im Kopf viel Raum für Träume und Ideen
Arbeitslos zu sein, bedeutet über die Zeit selbst bestimmen zu können. Ich erkannte, dass Muße genau das ist, was ich brauchte, um längst vergessene Träume wieder in mir aufzuspüren: Ich wollte schon als Kind ein Buch schreiben, ich wollte für längere Zeit ins Ausland gehen, ich wollte freiberuflich arbeiten und frei lernen und leben. Je mehr ich mich darauf einließ, desto größer wurde meine Vorstellungskraft, was alles möglich ist und desto mehr Ideen bekam ich, wie ich das tatsächlich umsetzen kann – meine Synapsen veranstalteten ein wahres Feuerwerk in meinem Kopf!
4. Du bist nicht alleine: Die Natur hat immer Zeit für dich – auch wenn alle anderen arbeiten
Immer wenn ich einen Anflug von Panik bekommen habe, versuchte ich raus in die Natur zu gehen und das Frühlingserwachen zu beobachten: Alles in der Natur geht unbeirrt seinen Weg, Tag für Tag, Jahr für Jahr. Die Vögel zwitschern im Sommer wie im Winter, ohne Klagen, als gäbe es kein Morgen mehr. Mir wurde klar, dass wir uns oft nicht auf das Wesentliche im Leben konzentrieren – es ist vollkommen unbedeutend, ob wir arbeitslos sind, das Leben geht trotzdem weiter, genauso wie die Welt sich immer weiter dreht.
5. Die Bundesagentur für Arbeit arbeitet für eine schöne Statistik
Mit der Euphorie für meine Ideen berichtete ich meinem Fallmanager, dass ich mich beruflich verändern und auf den Gründungszuschuss bewerben möchte. Mit einer knappen Antwort brachte er meine Seifenblase zum Platzen: „Selbstständigkeit sehe ich bei Ihrem Lebenslauf überhaupt nicht, wir bekommen Sie schnell in einen neuen Job.“ Im ersten Moment war ich perplex und enttäuscht. Ich war scheinbar vor allem eine Nummer im System, die schleunigst wieder aus der Statistik verschwinden sollte. Mir wurde bewusst, dass Eigenverantwortung und Selbstständigkeit dabei nicht wirklich erwünscht sind, stattdessen scheint es dem „Vater Staat“ um Abhängigkeit und Bevormundung zu gehen? Egal, für mich stand fest, dass ich keine Nummer bin!
6. Wenn du an dich und deine Idee glaubst, kannst du auch andere Menschen davon überzeugen
In der Zwischenzeit versuchte mir mein Fallmanager doch noch etwas entgegenzukommen und bot mir eine freie Stelle in der Berufsberatung an. Ich lehnte ab, denn ich wollte für Menschen und nicht für eine Organisation arbeiten. Ich begann also – trotz Widerstand meines Fallmanagers – nebenberuflich als freiberufliche Dozentin zu arbeiten und so bekam ich schließlich doch noch meinen Antrag auf Gründungszuschuss, der letztlich auch bewilligt wurde.
7. Lerne auf deine Intuition zu hören – mach einfach
Bereits bevor ich den Businessplan für den Gründungszuschuss schrieb, sagte ich mir „Vergiss diesen Plan. Du kannst es nicht vorher wissen. Mach einfach!“ Ich überlegte, wie ich sofort beginnen kann, Jugendlichen bei ihren Bewerbungen zu helfen. Ich recherchierte nach Anlaufstellen für Menschen, die Unterstützung bei ihrer Bewerbung benötigen. Dort rief ich an und fragte nach einem Art Praktikum. Aus dem Praktikum wurde eine nebenberufliche Selbstständigkeit, aus der nebenberuflichen Selbstständigkeit eine Uraubsvertretung, aus der Urlaubsvertretung wurde eine freiberufliche Dozentenstelle mit vielen spannenden Projekten im Bereich Bewerbungstraining, nachhaltige Berufsorientierung und Potenzialanalysen!
8. Wir können uns selbst einen Job kreieren und beschaffen – das macht unabhängig und frei
Wir brauchen niemanden, der uns einen Job gibt. Wir können uns selbst einen Job kreieren und beschaffen: Früher dachte ich immer „Selbstständigkeit“ ist nichts für mich. Heute glaube ich, dass unser Ursprung die Selbstständigkeit ist, denn vor 10.000en Jahren waren wir alle Überlebenskünstler. Irgendwann haben wir jedoch begonnen, einen Teil unserer Freiheit gegen Sicherheit einzutauschen. Doch wir zahlen einen hohen Preis dafür: Ein Leben im Einklang mit Arbeitsverträgen statt mit unseren Bedürfnissen und schwindendes Vertrauen in unsere Fähigkeiten auch selbstständig das Leben meistern zu können. Wenn wir uns dessen bewusst sind, können wir wieder lernen frei zu leben und zu arbeiten.
9. Ich bin lieber frei und unabhängig statt versichert gegen Arbeitslosigkeit
Als Freiberuflerin ist die Arbeitslosenversicherung für mich freiwillig. Meine Erfahrungen mit der Bundesagentur für Arbeit haben mir die Augen geöffnet und klar gemacht, dass ich nie wieder dort sitzen möchte! Nie wieder möchte ich, dass jemand über meinen Kopf hinweg eine Entscheidung für mich trifft. So habe ich mich dazu entschieden, nicht mehr in die Arbeitslosenversicherung einzuzahlen.
10. Vertragsfrei zu sein, bedeutet Zeit zu haben, Träume zu verwirklichen
Nachdem ich über ein Jahr meinen Weg als Freiberuflerin gegangen war, wollte ich mir nun meinen nächsten großen Traum erfüllen: Mehrere Monate im Ausland verbringen. Ich hatte zwar etwas Sorge, ob ich danach gleich wieder meinen Einstieg als Dozentin finden würde, aber ich beschloss meine Träume JETZT zu leben. Da ich an keinen Arbeitsvertrag gebunden war, pausierte ich im letzten Jahr für vier Monate, um durch Südamerika zu reisen. Total inspiriert kehrte ich wieder zurück und begann meine Website und meinen Blog zu gestalten – mein nächster Traum, der wahr werden sollte.
11. Weniger konsumieren und Ersparnisse nutzen – für ein nachhaltiges Leben im Hier und Jetzt!
Viele Menschen fragten mich, wie ich das finanziert habe. Das Prinzip war einfach: Ich habe auf dieser Reise nicht viel Geld gebraucht, weil ich in Hostels übernachtet und bei Workaway-Projekten mitgearbeitet habe, weil ich mir nur das Nötigste gekauft und nur wenig Geld für Touri-Attraktionen ausgegeben habe. In dieser Zeit lernte ich noch stärker – als ich es bereits ohnehin schon tat – mich von Konsum zu befreien und geldfreier zu leben. Arbeitslos zu sein, hilft uns somit, nachhaltiger zu leben! Zudem hatte ich während meines alten Jobs etwas Geld sparen können und vor einigen Monaten die Entscheidung getroffen: Ich möchte mein Leben und meine Ersparnisse nicht für die Rente aufheben, sondern im Hier und Jetzt leben und falls eben nötig, auch schon heute auf Rücklagen zurückgreifen.
12. Lieber Unterstützung von den Menschen annehmen, die dich lieben, statt auf staatliche Hilfe angewiesen zu sein
Viele Menschen – auch ich – haben ein extrem hohes Streben nach finanzieller Unabhängigkeit. Ich habe gelernt, mich darauf einzulassen, im Notfall auch Hilfe von meinen Mitmenschen anzunehmen. Auch wenn ich es bisher nicht in Anspruch genommen habe, hat es mir gerade zu Beginn meiner Freiberuflichkeit geholfen, entspannter zu sein. Hilfe von Mitmenschen annehmen zu können, macht stark und befreit uns aus der Abhängigkeit vom „Staat“!
Eine lehrreiche und wertvolle Zeit in meinem Leben, die ich nicht mehr missen möchte
Wenn ich heute wieder etwas Leerlauf habe, weil ich beispielsweise in den Sommerferien nicht voll ausgebucht bin, habe ich keine Angst mehr. Ich habe gelernt freie Zeiten dafür zu nutzen, um neue Ideen zu entwickeln, inspirierende Bücher und Filme zu lesen bzw. zu schauen, meine anderen Herzensprojekte wie meinen Blog und mein Buch voranzutreiben und neue Abenteuer zu erleben. In der Zeit als ich arbeitslos war, habe ich gelernt mein Leben mit viel Eigeninitiative und Eigenverantwortung neu zu gestalten. Ich habe gelernt meiner Intuition zu folgen, mir selbst zu vertrauen und so erkannt, was alles in mir steckt. Ich glaube, dass alles müssen wir erst wieder lernen, wenn wir ein Leben im Einklang mit unseren Bedürfnissen führen wollen. Arbeitslosigkeit bedeutet raus aus dem Hamsterrad und raus aus den Strukturen – und bietet uns somit die perfekte Gelegenheit dazu, unser Leben nachhaltig zu verändern!
Dieser Beitrag ist auch Teil der Blog-Parade von Dario Reis zum Thema: „Schlechte Situation mit gutem Ausgang“. Mehr dazu unter: http://darioreis.com/blogparade-2/
Inspiration pur, ich danke vom ganzen Herzen, das mache ich alles gerade durch, aufgeben kommt erst Recht nicht mehr in Frage!!
Danke danke danke!!!
Ein großes Danke zurück! Let´s go for it!
Klasse Beitrag. Die Zeit zwischen der Arbeit kann echt sinnvoll genutzt werden. Nicht umsonst gibt es Sabbaticals u.ä. um durch die Distanz zur Arbeit wieder einen klaren Überblick zu bekommen.
Und wenn doch jemand den Arbeitsdrang verspürt findet auf unserer Jobseite sicher auch was =)
Liebe Grüße
http://www.jobsuite.de
Danke für diesen wunderbaren und wichtigen Text! Er beschreibt fast zu 100% meine Gedanken, Erlebnisse und Gefühle. Sehr schön und treffend geschrieben! Weiter so! 🙂
Herzliche Grüße
Liebe Anna, es freut mich, dass du dich in dem Beitrag wiederfinden konntest. Vielen herzlichen Dank auch für deine ermutigenden Worte!
Ist eine Frage der Sichtweise. Wenn Sie jenseits der Mitte 40 sind und Verpflichtungen für Familie etc. tragen und Ihnen trotz bester Ausbildung und angeblichem Fachkräftemangels nur eine unsicher Freiberufliche Tätigkeit oder Hartz4 droht sehen Sie das sicher nicht mehr so entspannt.
Habe in dieser Situation gerade noch die Kurve bekommen aber viele haben leider nicht dieses Glück. Jedre ist nur 12 Monate von Hartz4 entfernt aber das ist ja so gewollt.
Trotzdem allen einen schönen Abend
Ja, das stimmt, der Beitrag ist wirklich Klasse: verbessert die Stimmung auf jeden Fall!!
Diese persönlichen Statements dürfen nicht pauschalisiert, verallgemeinert werden! Also wieder, „wir“ in „ich“ umschreiben.
Für Menschen mit „normalem“ Lebenslauf ist dies sicher sehr bereichernd. Doch für Menschen über 30 ohne Ausbildung, Abitur und Studium gelten diese Aussagen nicht. Ich denke mir jedenfalls: „Schööön! Wie schön, wenn es so einfach wäre!“ Und wenn der-/diejenige noch dazu krank ist, ist eine Umsetzung erst recht unmöglich. Auch wenn der eine oder andere Gedanke die eigene Sicht positiv zu ändern vermag.