Verwenden statt verschwenden: Hilf mit, die sinnlose Lebensmittelverschwendung zu stoppen!

Schon heute produzieren wir genug Lebensmittel, um 10 Milliarden Menschen zu ernähren, obwohl derzeit „nur“ 6 Milliarden Menschen auf unserem Planeten leben. Dennoch gibt es Millionen von Menschen, die in unserer Welt jedes Jahr an Hunger sterben.

Was passiert mit diesem immensen Überschuss an Lebensmitteln, den wir offensichtlich produzieren?

Die Antwort: Jedes Jahr werden in Europa 90 Mio. Tonnen Lebensmittel weggeworfen! Warum? Obst und Gemüse müssen schön sein, Regale müssen immer voll sein, Produkte sollten möglichst lange haltbar sein – so haben wir Kunden es am liebsten! Der Handel hat sich darauf eingestellt: Ausschließlich perfekt aussehende Früchte dürfen im Supermarkt verkauft werden und so müssen Bauern zum Beispiel bis zu 40% ihrer Ernte wegen optischer Mängel vernichten – obwohl sie genauso gesund sind und genauso gut schmecken wie die „Perfekten“. Produkte über dem MHD werden weggeschmissen, zum Teil sogar schon vor dem MHD, obwohl sie eigentlich noch genießbar wären. Bäckereien werfen bis zu 20-30% ihrer Ware nach einem Verkaufstag einfach weg, obwohl man ein Brot genauso gut noch am nächsten Tag kaufen könnte. Ein Produkt bekommt eine neue Verpackung und die bereits verpackte Ware wird einfach vernichtet, nur weil das Design nicht mehr aktuell ist. Ein Teil kommt den Tafeln zu, doch ist es für viele Unternehmen immer noch günstiger die Reste an Biogasanlagenbetreiber oder Viehzüchter zu verkaufen, denn auch wenn Unternehmen Lebensmittel spenden, müssen sie dafür Umsatzsteuer zahlen.

In all diesen Produkten steckt so viel Arbeitszeit, Energie, zum Teil lange Transportwege und Geld – das alles wird einfach verschwendet, nur weil es unserem Bild von Perfektion und Schönheit nicht entspricht. Was können wir also tun, um diese sinnlose Verschwendung an Lebensmitteln zu stoppen? Wir alle gemeinsam als Verbraucher haben eine große Macht!

Es gibt viele junge, dynamische Startups, die tolle Ideen dazu entwickelt haben, die ich gerne mit euch teilen möchte. Sie sind es wert, dass sie bekannter werden und unsere Unterstützung erfahren!

1.) Foodsharing betreiben – werde Lebensmittelretter!

  • Auf www.foodsharing.de habt ihr die Möglichkeit als Privatperson Essen zu teilen statt wegzuwerfen.
  • Du kannst dich auch als Foodsaver engagieren. Als Foodsaver holst du Essen von Restaurants, Backstuben und Supermärkten ab, um es an Vereine, Tafeln und Suppenküchen zu „fairteilen“. Hierfür kannst du dich direkt an die Orgateams in den entsprechenden Städten wenden: www.foodsharing.de/team
  • Öffentliche Kühlschränke als mobiler Fairteiler: Sie sind für jeden frei zugänglich, jeder kann Essen teilen oder auch bei Bedarf entnehmen. Auf www.wiki.lebensmittelretten.de/Fair-Teiler_Regeln_und_Voraussetzungen könnt ihr euch über die Bestimmungen informieren, falls ihr selbst einen „Fairteiler-Kühlschrank“ aufstellen wollt.
  • Derzeit läuft noch die Crowdfunding-Kampagne von foodsharing.de auf Startnext. Das Ziel wurde zwar bereits erreicht, aber das Team freut sich sicherlich über noch mehr Unterstützung unter: www.startnext.com/foodsharing

2.) Ugly Fruits & Vegetables essen

  • Aufklärungsarbeit leistet „Ugly Fruits“: Ein Kommunikationsprojekt von ehemaligen Studenten der Bauhaus-Universität in Weimar. Ihr erklärtes Ziel: Die Vorurteile der Konsumenten abbauen und dem von der Norm abweichenden Obst und Gemüse die Aufmerksamkeit schenken, die sie verdienen. Denn Geschmack ist keine Frage des Aussehens! Die komplette Kommunikationskampagne inklusive der käuflich zu erwerbenden Plakate findest du unter: www.uglyfruits.eu/
  • In Supermärkten und Bioläden einkaufen gehen, die knollige Kartoffeln, dreibeinige Möhren und auch krumme Gurken verkaufen, z.B. die Bio Company in Berlin. Hier gibt es derzeit auch zahlreiche freie Stellen zu besetzen! Alle Standorte findest du hier: www.biocompany.de
  • Das Team von „Culinary Misfits“ in Berlin bietet kulinarische Veranstaltungen, Workshops, ein Cafe, ein Cateringservice, Kochrezepte und vieles mehr an. Alles was nicht dem Standard entspricht und zu „freakig“ für das Supermarktregal ist, wird hier wertgeschätzt und verarbeitet: ob knollige Kartoffeln, sich umarmende Möhrchen mit drei Beinen oder überdimensionale Zucchini! Näheres erfährst du unter www.culinarymisfits.de/

3.) Lebensmittel kaufen, die sonst in der Tonne landen würden

  • Das Supermarkt-Startup „The Good Food“ verkauft im Herzen von Köln vor dem Müll gerettete Lebensmittel für einen geringeren Preis. Neben krummem Obst und Gemüse werden auch Backwaren und Lebensmittel angeboten, die kurz vor oder nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums sind. www.the-good-food.de
  • Second Bäck in Berlin: Dort werden Backwaren vom Vortag für die Hälfte des ursprünglichen Preises verkauft. Es gibt zwei Second-Bäck-Filialen in Berlin:

    in der Raumerstraße 38:
    Öffnungszeiten: Mo. – Fr. von 8.00 – 19.30 Uhr, Sa. 9.00 – 17 Uhr
    in der Paul-Robeson-Straße 40:
    Öffnungszeiten: Mo. – Fr. von 10.00 – 19.30 Uhr, Sa. 10.00 – 17 Uhr

  • Das Restaurant „Restlos Glücklich“ in Berlin kocht ausschließlich mit Lebensmitteln, die ansonsten in der Tonne landen würden. Vorbildfunktion hatte das Restaurant „rub & stub“ in Kopenhagen. Das schöne ist, es ist jeden Tag eine Überraschung was es gibt, denn täglich bleiben neue Lebensmittel über. Du möchtest dabei sein? Das Team freut sich auf deine Unterstützung bei der Kontaktaufnahme mit Lebensmittelpartnern, der Organisation von Logistik und Abläufen, im gastronomischen Servicebereich oder in der Kommunikation. Hier kannst du Kontakt mit der Community aufnehmen: www.restlos-gluecklich.berlin/mitmachen

4.) Die App „Food Loop“ verwenden

Die FoodLoop-Plattform ermöglicht dem Lebensmitteleinzelhandel Produkte nahe dem Haltbarkeitsdatum automatisch zu rabattieren. Durch die FoodLoop-Apps werden Verbraucher in Echtzeit über Ihre Angebote informiert. Das Projekt befindet sich derzeit noch in der Beta-Phase. Nähere Informationen erhältst du auf www.foodloop.net/

5.) Direkt beim Bauern sammeln und kaufen

Wie bereits zum Einstieg angesprochen müssen Bauern bis zu 40% ihrer Ernte wegen optischer Mängel vernichten. 40-50% Kartoffeln bleiben somit nach der Ernte auf dem Feld zurück. Mein Tipp: Nach der Ernte sammeln gehen. Oder am Besten direkt regional beim Bauern statt im Supermarkt kaufen.

6.) Obst und Gemüse selber anbauen

Wer selbst Obst und Gemüse anbaut, weiß wie viel Liebe, Arbeit und Energie dort drin steckt. Jede Gurke ob krumm oder gerade ist die schönste aller Gurken und schmeckt himmlisch! Man würde eine krumme Gurke nie im Leben wegwerfen! Selbst anbauen hilft also eine neue Wertschätzung gegenüber Lebensmitteln zu entwickeln. Bei der Ackerhelden GmbH in Essen kannst du deutschlandweit Ackerflächen mieten und bis zu 60 verschiedene Obst- und Gemüsesorten ernten. Das Team hält übrigens spannende Praktika, Projektarbeiten und Ferienjobs im Bereich Marketing, Vertrieb, IT oder auch Garten- und Landschaftsbau für euch bereit. Näheres erfährst du unter www.ackerhelden.de

7.) Jobs mit Sinn: Arbeiten für die Wertschätzung von Lebensmitteln

Es lohnt sich mit Sicherheit bei allen genannten Projekten und Startups initiativ nachzufragen – ob für ein Praktikum, ein Thema für eine Bachelor-/ oder Master Thesis oder einen Job – die Teams freuen sich garantiert riesig über euer Interesse und eure Unterstützung!!!

    Hier nochmal alle Projekte im Überblick:
  • Bio Company GmbH in Berlin hat zahlreiche freie Stellen! www.biocompany.de/stellenangebote
  • innatura gGmbH, Köln – Vermittlung von Sachspenden für soziale Zwecke
  • Second Bäck, Berlin
  • Ackerhelden GmbH, (Essen bzw. deutschlandweit)
  • www.foodsharing.de (deutschlandweit)
  • Ugly Fruits, Berlin
  • Culinary Misfits, Berlin
  • Food Loop GmbH, Köln
  • The Good Food, Köln
  • Restaurant “Restlos Glücklich“, Berlin

Ihr kennt noch weitere Initiativen, Projekte, Startups, hilfreiche Internetlinks o.ä., die hier nicht genannt wurden? Ich freue mich über eure Ergänzungen per Mail oder auch direkt als Kommentar!

Viel Freude beim Recherchieren und Engagieren!

One thought on “Verwenden statt verschwenden: Hilf mit, die sinnlose Lebensmittelverschwendung zu stoppen!

  1. Auf der einen Seite beschweren sich Menschen, das Lebensmittel weggeworfen werden. Auf der anderen Seite, würde das nicht passieren, würde sich jeder über die dadurch entstehenden hohen Preise Beschwerden. Dann doch lieber wegwerfen. Die Startsup in diesem Bereich verschwinden in der Regel ganz schnell wieder.

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